Mittwoch, 19. April 2017

Das Tausendjährige Reich

Andreas Dietsch publizierte 1843 seine utopische Schrift Das Tausendjährige Reich im Posthörnchen zu Aarau in sieben Teilen:



Audiofile mit Ausschnitten aus
Das Tausendjährige Reich
 
Siehe, Fremdling, wir leben hier nicht wie in der übrigen Welt, hier ist sich jeder gleich, keiner gilt mehr, als der Andere, Jeder muss einen Willen dem Ganzen unterordnen, damit das Allgemeine mit dem Wohl und der Freiheit jedes Einzelnen im Einklang bleibe

Gesetze haben wir keine, wir huldigen nur der Vernunft; was sie uns lehrt, ist uns Pflicht und Gesetz; die tausend Gesetze, die draussen in der Welt die menschlichen Begriffe verwirren, die Vernunft und den Geist beengen, sind bloss Produkte des Eigennutzes, des Ehrgeizes und der Habsucht, und diese Eigenschaften sind uns fremd, daher brauchen wir kein Gesetz. Jeder kennt hier seine Pflicht und erfüllt sie mit Freuden, weil er von Jugend auf nichts anderes hört und sieht.

Siehe, Bruder, hiess es, wenn alle Menschen, die arbeiten können, täglich nur 5 Stunden arbeiteten, so würde es hinreichen, sie samt denen, welche arbeitsunfähig sind, zu ernähren, wir aber arbeiten neun Stunden, damit wir für die Zeit der Noth auch Vorrath haben und kein Mangel uns und unsere Kinder treffen kann.

Jeder Wanderer hat bei uns das Recht, zwei Tage zu verweilen, und keiner ist etwas schuldig: hat einer etwas zu geben, so mag er es thun nach Gutdünken; hat er nichts oder nur wenig, so ziehe er mit Gott; wir haben immer etwas für Bedürftige übrig.

Unterdessen besuchte auch ich die Werkstätten, und fand da ebenfalls, wie bei allem bisher gesehenen, die grösste Ordnung und Reinlichkeit, die Säle waren alle geräumig und hell, und dem Bedürfnis der Arbeit gemäss eingerichtet, ..., jeder arbeitete aus eigenem Antrieb fleissig, aber frei und vergnügt. Jeder stand dem anderen bei mit Rath und That in Liebe und Freundschaft.

Ich erfuhr nun auch von diesen Leuten, dass ihr Ort nicht der einzige dieser Art sei....
Und sich zuletzt bis über den Ozean hinaus erstrecken, und alle Menschen zu einer einzigen glücklichen Familie verbinden, die sich über Bedürfnisse und Produkte gegenseitig ohne Wucher austauschen, wo jeder nur so viel für sich behält und in Anspruch nimmt, als er naturgemäss bedarf, um zu leben. Jeder so viel zum allgemeinen Wohl beiträgt, als seine Anlagen ihm gestatten, demnach keiner verkürzt wird und doch jeder genug hat

Jeder Ort hätte seine eigene Verwaltung, bestehend aus den Ältesten und Klügsten, die die Arbeiten leiteten und beaufsichtigten... Jeder Ort würde darauf achten, seine ihm eigenthümlichen Erzeugnisse so viel als möglich zu produzieren, um andern die Mangel hätten, auszuhelfen, so erhielte der Nordländer Wein, frische Trauben, Feigen und der Südländer könnte seinen Durst mit gutem Bier löschen und hätte genug Fleisch und Brod.

Die Kranken, Greise, Gebrechlichen und Kinder würden sorgfältig verpflegt

Der Link zur gesamten Schrift als pdf downloadbar bei der Aargauischen Kantonsbibliothek

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